Definition | Unterschied zur qualitativen Forschung | Sampling | Auswahlentscheidungen im Forschungsprozess | Vollerhebung | Theoretisches Sampling | Literatur

 

Definition: Was ist die qualitative Inhaltsanalyse und wofür benötigt man sie?

Die qualitative Inhaltsanalyse ist eine Auswertungsstrategie zum Zweck der Analyse von Dokumenten. Mittels der qualitativen Inhaltsanalyse werden Daten ausgewertet, die unter anderem bei der qualitativen Befragung oder der detail-genauen Untersuchung weniger ausgewählter Textdokumente entstanden sind.

Die qualitative Inhaltsanalyse bezeichnet ein Kodierungsverfahren, durch welches fixierte Kommunikation, das heißt Traskripte, Texte und Bilder analysiert werden können. Ziel der qualitativen Inhaltsanalyse ist es, ein Kategoriensystem zu erstellen, in welchem für die Auswertung relevant erscheinende Aspekte festgelegt sind. “In der qualitativen Inhaltsanalyse wird eine Kategorie als ein Bezeichner, oder etwas Bezeichnendes verstanden, dem Textstellen zugeordnet werden” (vgl. Kuckartz 2007: 57). Es werden somit Teile des Textes nach bestimmten Kriterien geordnet und in Kategorien unterteilt. Herangehensweise und konkrete Schritte der Kategorienbildung sowie Anzahl Aufbau entsprechender Kategoriensysteme variieren je nach Forschungsfrage und gewähltem Verfahrem, sodass es keine allgemein gültigen Vorgaben gibt.

 

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Was ist der Unterschied zur quantitativen Forschung?

Qualitative Forschungen gehen tiefer als quantitative Analysen, so beschreibt es Autor und Erziehungswissenschaftler Uwe Flick in seinem Buch “Quantitative Forschung”. Durch diese spezielle Betrachtungsart sollen einzelne Sachverhalte und Fragestellungen besser erläutert werden, als es durch bloße Zahlen und Statistiken der Fall wäre. Die qualitative Forschung geht also in die Tiefe anstatt in die Breite. Es sollen neue Hypothesen und Theorien aus dem Material entwickelt werden. Im Gegensatz dazu sollen im Rahmen quantitativer Inhaltsanalysen vor allem festgelegte Hypothesen überprüft werden.

Der größte Vorteil, den diese Analyseart allerdings gegenüber der quantitativen Forschung ausweist, liegt in der Selbstinterpretation ℹ eines jeden Menschen. Denn wer versteht, dass soziale Realität nicht nur von äußeren Einflüssen und Prägungen abhängt, sondern auch von persönlichen Auffassungen, der fängt an, den wirklichen Kern des Sachverhaltes zu untersuchen. Natürlich wächst dadurch auch das Risiko einer gewissen Subjektivität. Je tiefer erläutert wird, desto größer ist auch die Gefahr des Neutralitätsverlustes.

„In der Qualitativen Forschung gilt es, Subjektivismus und Objektivismus zu vermeiden! Eine empirisch verfahrende Wissenschaft sollte daher den Zusammenhang zwischen Selbstinterpretation von Akteuren und sozialen Strukturen, innerhalb derer sich Akteure bewegen, sprechen und handeln, nicht aus dem Blick verlieren.” (vgl. Schnell 2016: 14)

Wie bei der quantitativen Inhaltsanalyse gibt es auch bei der qualitativen Inhaltsanalyse klar abgegrenzte Phasen im Forschungsprozess. Das systematische Vorgehen zeigt sich vor allem darin, dass die Analyse nach expliziten Regeln abläuft. Dadurch haben andere die Möglichkeit, die Analyse zu verstehen, nachzuvollziehen und zu überprüfen. Das genaue Vorgehen unterscheidet sich je nach Autor, bekannte Verfahren sind beispielsweise die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring und nach Kuckartz.

⇒ Quantitative und qualitative Forschung dürfen nicht als unvereinbare Gegensätze gesehen werden. Innerhalb eines Forschungsprozesses kann beides auch kombiniert werden.

 

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Das Sampling

Vorab-Festlegung der Samplestruktur:

Die mit Hilfe qualitativer Forschungsverfahren gewonnenen Ergebnisse sollen zwar nicht im statistischen Sinne repräsentativ sein, dennoch aber über die analysierten Einzelfälle hinausreichen und auf etwas Allgemeines verweisen. Deshalb ist die Frage der Stichprobenziehung wichtig: Wer wurde interviewt bzw. nach welchen Kriterien wurde das Sample zusammengestellt?

Die Samplestruktur ℹ wird bereits von der eigentlichen Erhebung festgelegt. Erst dann folgt die Datenerhebung und die Analyse.

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Auswahlentscheidungen im Forschungsprozess

(1.) Fallauswahl:

Welche Thematik ist überhaupt interessant und lohnenswert in Forschungsprozessen näher zu betrachten. Damit einhergehend die Frage, welche Personen für eine qualitative bzw. vielleicht zunächst quantitative Erhebung überhaupt in Frage kommen.

(2.) Fallgruppenauswahl:

Welche Gruppen von Personen kommen überhaupt in Frage um repräsentative oder qualitative Rückschlüsse zu ziehen. Gibt es bspw. Menschen, die eher ungeeignet sind und die Datenerhebung „stören“ bzw. gar verfälschen könnten.

(3.) Auswahl des Materials:

Welche Interviews werden weiterhin berücksichtigt, welche werden transkribiert und interpretiert? Was braucht man für nötige Erhebungsmaterialien?

(4.) Auswahl im Material:

Nähere Betrachtung des bereits vorab sortierten Materials. Ähnlich wie bei quantitativen Analyseverfahren kommt es jetzt nicht mehr auf repräsentative Sichtweisen und Rückschlüsse an, sondern auf eine jeweils einzelne Durchsicht des Materials.

(5.) Präsentationsauswahl:

d.h. an welchen Fällen/Texten lassen sich die Ergebnisse am besten verdeutlichen Wie kann man gewonnene Daten bestmöglich einer Abnehmerschaft „präsentieren“?

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Vollerhebung im Rahmen der qualitativen Forschung

Bei einer Vollerhebung werden alle Individuen einer Grundgesamtheit in eine Untersuchung aufgenommen, beispielsweise direkt befragt, z. B. alle Studenten einer Universität. Es findet keine Auswahl in Form einer Stichprobe statt. Dies hat zum Vorteil, dass die Gesamtheit nach verschiedenen Gesichtspunkten beliebig weit aufgesplittet werden kann, da Daten über jedes Individuum vorliegen. Vollerhebungen sind in der Regel aber nur bei kleinen Grundgesamtheiten üblich, da eine vollständige Erfassung in vielen Fällen gar nicht möglich ist. Eine besondere Form der Vollerhebung war die Volkszählung 1987, bei der die deutsche Bevölkerung in einer Vollerhebung vollständig erfasst werden sollte.

Beispiele einer Vollerhebung (Statista):

  1. Volkszählung
  2. Arbeitsstättenzählung
  3. Wohnzählung

 

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Theoretisches Sampling

Die Entscheidungen über die Auswahl und Zusammensetzung des empirischen Materials ℹ werden permanent im Prozess der Datenerhebung und -auswertung gefällt.

„Theoretisches Sampling meint den auf die Generierung von Theorien zielenden Prozess der Datensammlung, währenddessen der Forscher seiner Daten parallel sammelt, kodiert und analysiert sowie darüber entscheidet, welche Daten als nächstes erhoben werden sollen und wo sie zu finden sind, um seine Theorie zu entwickeln, während sie emergiert.” (Glaser/Strauss 1998: 53)

Das theoretische Sampling zeichnet sich vor allem durch die Offenheit des Forschungsprozesses aus und orientiert sich zudem nicht an den üblichen Kriterien der Stichprobengewinnung und Sampletechniken. Vielmehr werden Personen, Gruppen, Texte etc. nach ihrem zu erwartenden Gehalt an Neuem in die Untersuchungsobjekte müssen dabei nach theoretischen Kriterien ausgewählt werden. Es kommt zu einer Unbegrenztheit der Wahlmöglichkeiten.

Das “theoretical sampling” eignet sich durch seine Offenheit zum Beispiel für explorative Studien, in denen noch wenig über das Forschungsfeld bekannt ist.

 

Literatur

Flick, Uwe/Kardorff, Ernst von/Steinke, Ines (2015): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. 11. Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag.

Glaser, Barney G./Strauss, Anselm L. (1998): Grounded Theory. Strategien qualitativer Forschung. Bern: Verlag Hans Huber.

Kuckartz, Udo (2007): Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Schnell, W. Martin/Schulz, Christian/Kuckartz, Udo/Dunger Christine (2016): Junge Menschen sprechen mit sterbenden Menschen. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Statista.com: Statistik-Lexikon: Definition Vollerhebung. Zugriff am 20.02.2017.

 

 

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