Grundsätzlich wird zwischen drei verschiedenen Beobachtungsobjekten unterschieden:
Die Einzelperson, das kann beispielsweise der Lehrer sein; die Gruppe als Ganzes, also zum Beispiel die Schüler seiner Klasse und schließlich zwischen den Objekten, auf die man sich bezieht und nach denen gehandelt wird, in diesem Fall zum Beispiel der Lehrplan, nach welchem unterrichtet wird.

Bei den einzelnen Beobachtungseinheiten werden die einzelnen Beobachtungen eingeteilt. Damit die Beobachtungseinheit für mehrere Personen gleichermaßen zugänglich und nachvollziehbar ist und sie den wissenschaftlichen Standards entspricht, muss sie definiert werden. Hierbei müssen drei Schritte vollzogen werden: Erstens definiert das Beobachtungsfeld das zu beobachtende Verhalten räumlich und zeitlich. Zweitens darf der Beobachter das „Wann“ und „Wo“ seiner Beobachtung nicht willkürlich auswählen. Das Beobachtungsfeld kann durch Räumlichkeiten eingegrenzt sein, in diesem Fall durch ein Klassenzimmer oder die Schule. Drittens wird festgelegt, in welchem Zeitintervall beobachtet wird. Nachdem das Beobachtungsfeld festgelegt wurde, muss innerhalb des Feldes ein Beobachtungsobjekt ermittelt werden (Einzelperson, Gruppe, Objekte). Wenn der Beobachtungsfall mit dem Beobachtungsobjekt identisch ist, werden die Handlungen einer Person oder einer Gruppe insgesamt erfasst. So kann zum Beispiel festgehalten werden, wie viele Minuten die Schüler sich konzentriert mit einer Aufgabe beschäftigen können, wie viele Minuten ein Schüler abwesend wirkt und wie viele er mit Nebentätigkeiten beschäftigt ist. Der einzelne Schüler liefert somit einen Beobachtungsfall.

Ebenso kann man nach unterschiedlichen Fächern oder Unterrichtstypen differenzieren. Hierbei wird pro Fach aufgezeichnet, wie viele Minuten der Schüler jeweils aufmerksam, abwesend oder mit Nebentätigkeiten beschäftigt ist. In diesem Fall steht ein Schüler für mehrere Beobachtungsfälle. So wie ein Fach verschiedene Themengebiete behandelt, kann eine beobachtete Person mehrere Verhaltensweisen ausüben. So wie beispielsweise im Fach Geschichte unter anderem das Mittelalter und der zweite Weltkrieg unterrichtet werden. Einheiten können hierbei Ereignisse oder Zeiteinheiten sein. Ein Lehrer wird im Schulalltag beobachtet. Dies kann man zum Beispiel nach Zeiteinheiten gliedern, indem man den Lehrer nach bestimmten Zeitintervallen von zehn Minuten beobachtet. Man kann die Einheiten aber auch nach Ereignissen einteilen. Hier orientiert man sich beispielsweise an der neuen Unterrichtsstunde, die der Lehrer beginnt.

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Probleme und Schwierigkeiten der Beobachtung

Bei dieser Methode tauchen auch Probleme auf. Zum einen neigt der durchführende Beobachter zur Beschönigung von Ereignissen. Zum anderen fließt immer die persönliche Gewichtung und Bewertung mit ein. Gefahren sind auch der Halo-Effekt und der Primacy-Effekt. Der Halo-Effekt (auch Heiligenschein-Effekt) lässt zum Beispiel den Beobachter von einer ihm Bekannten Eigenschaft der beobachtenden Person auf unbekannte Eigenschaften schließen, dies kann sowohl positiver als auch negativer Ausprägung sein. Ein Beispiel: Der Beobachter schätzt die Persönlichkeit des Lehrers. Wenn der Beobachter nun generell Lehrer schätzt, die gut unterrichten, so schließt er darauf unter Umständen auch automatisch bei dem beobachteten Lehrer, obwohl er nicht klar ist, ob dessen Fähigkeiten zu unterrichten überhaupt gut sind. Beim Primacy-Effekt geht es darum, dass der Beobachter sich besser an Dinge erinnert, die er früher beobachtet hat, als Dinge, welcher er später beobachtet. In unserem Beispiel der Unterrichtsstunde in einem Klassenzimmer kann sich der Beobachter also unter Umständen eher daran erinnern, wie die Schüler reagiert haben, als der Lehrer die Klasse betritt, als wenn er sie wieder verlässt.

 

Literatur

Brosius, Hans-Bernd/Koschel, Friederike/Haas, Alexander (2009): Methoden der empirischen Kommunikationsforschung. Eine Einführung. 5. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 180-243.

Diekmann, Andreas (2007): Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch, S. 329-372, 548-575.

Gehrau, Volker (2002): Die Beobachtung in der Kommunikationswissenschaft. Methodische Ansätze und Beispielstudien. Konstanz: UVK Verl.-Ges.

 

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