Um was ging es? Die Bobo-Doll-Study des Psychologen Albert Bandura (Stanford University) ist eigentlich keine einzelne Studie bzw. ein einzelnes Experiment, sondern eine Serie von Experimenten mit Abweichungen im Versuchsaufbau. Gegenstand der Untersuchung war jeweils das “Lernen am Modell”. Banduras Experimente waren insbesondere für die Gewaltforschung wegweisend.

 

Beispiel für den Versuchsaufbau: Ein besonders bekannter Versuchsaufbau der Bobo-Doll-Serie ist das so genannte “Rocky Experiment”. 66 Jungen und Mädchen (50%) im Alter von vier bis fünf Jahren wurde ein Film gezeigt. Insgesamt gab es drei Experimentalgruppen, die jeweils ein unterschiedliches Ende des Films zu sehen bekamen, und drei Kontrollgruppen, die ein optionales Ende zu sehen bekamen. Die Kinder wurden randomisiert auf die sechs Gruppen verteilt.

Hauptakteur jedes Films war eine erwachsene Person namens “Rocky”, die sich in einem Raum mit verschiedenen Gegenständen aufhielt. Dort befand sich auch eine große Plastikpuppe, die “Bobo Doll”. Rocky verhielt sich gegenüber der Bobo Doll ausgesprochen aggressiv, trat und schlug sie und beschimpfte sie unter anderem mit neu kreierten Schimpfwörtern. Diese unabhängige Variable war dreifach gestuft. Jeweils eine der Experimentalgruppen sah den Film mit einem der folgenden Enden:

  1. Am Ende kommt eine zweite Person hinzu und lobt und belohnt „Rocky“ für sein Verhalten mit Süßigkeiten.
  2. Am Ende kommt eine andere Person hinzu, tadelt „Rocky“ und bestraft ihn mit Schlägen und Drohungen.
  3. Das Geschehen bleibt unkommentiert, keine weitere Person tritt auf.

Im Anschluss wurden die Kinder einzeln in einen ebenso eingerichteten Raum gebracht, in dem sich ebenfalls eine Bobo Doll befand.

 

Ergebnisse des Experiments: Alle Kinder spielten mit den Gegenständen im Raum und ahmten auch das gezeigte Verhalten Rockys gegenüber der Bobo Doll nach. Hierbei gab es jedoch folgende Unterschiede:

  • Kinder, die die Belohnung und Ermutigung Rockys gesehen hatten, zeigten aggressiveres Verhalten, Mädchen dabei noch mehr als Jungen.
  • Kinder, die den Film mit einer Bestrafung Rockys gesehen hatten, waren deutlich weniger aggressiv. Die Gewaltbereitschaft konnte aber durch Aufforderung wieder erhört werden.
  • Kinder, die den Film mit unkommentiertem Ende gesehen hatten, unterschieden sich kaum von der Gruppe, die das Ende mit Lob und Belohnung gesehen hatte.

 

Literatur

Bandura, Albert/Ross, Dorothea/Ross, Sheila A. (1961): Transmission of aggressions through imitation of aggressive models. Journal of Abnormal and Social Psychology, 63, S. 575-582.

Bandura, Albert/Ross, Dorothea/Ross, Sheila A. (1963): Imitation of film-mediated aggressive models. Journal of Abnormal and Social Psychology, 66, S. 3-11.

Bandura, Albert (1965): Influence of models reinforcement contingencies on the acquisition of imitative response. Journal of Personality and Social Psychology, 1, S. 589-595.

Weiterführender Link:

DebateFilms (2011): The Brain: A Secret History – Emotions; Bandura Bobo Doll Experiment (BBC-Four). Zugriff am 25.02.2017.

 

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