Abgrenzung zur Befragung | Journalistische Beobachtung und wissenschaftliche Beobachtung | Arten der Beobachtung | Literatur
„Die Beobachtung ist eine Methode zur systematischen Erfassung und Protokollierung von sinnlich oder apparativ wahrnehmbaren Aspekten menschlicher (Sprech-) Handlungen und Reaktionen, solange diese weder auf Selbstauskünften noch auf massenmedial erzeugten Dokumenten basieren.“ (Scheufele/Engelmann 2009: 178)
Bei der wissenschaftlichen Beobachtung geht es darum, die zuvor ausgewählten Untersuchungspersonen oder -objekte zu beobachten. Die Untersuchung erfolgt zielgerichtet und unterliegt klar strukturierten Regeln, wird also systematisch erfasst und protokolliert. Wichtig ist, dass die erhobenen Daten nur durch reines Beobachten erhoben werden und nicht auf Aussagen der Untersuchungspersonen oder anderen Dokumenten basieren. In der Kommunikationswissenschaft werden Beobachtungen häufig in der Redaktionsforschung zur Untersuchung von Strukturen und Abläufen verwendet (vgl. Altmeppen 1999, Meier 2002, Quandt 2005).
Abgrenzung: Befragung und Beobachtung
Die beiden Methoden Befragung und Beobachtung sind deutlich voneinander zu unterscheiden. Die Abgrenzung beginnt bereits beim Forschungsobjekt: Bei der Befragung liegt der Schwerpunkt auf den eigenen Aussagen des Forschungsobjektes, während bei der Beobachtung alle Handlungen der Personen beobachtet werden.
Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass bei der Beobachtung das Forschungsobjekt Einzelpersonen (z. B. Journalisten), Gruppen (z. B. Redaktionen) oder auch Objekte (z. B. Agenturmeldungen) sein können. Befragt werden können jedoch nur Personen.
Ein Interviewer in einer Befragung kann außerdem Einfluss auf die Erzählung des Befragten haben und der Befragte selbst kann beim Sprechen über seine Handlungen diese durch die Reflexion darüber verändern. Bei der Beobachtung hingegen, werden Situation und Handlungen „echt“ erfasst. Allerdings kann es auch bei der Beobachtung passieren, dass der Beobachter durch seine Anwesenheit Handlungsabläufe beeinflusst.
Abgrenzung: Journalistische Beobachtung und wissenschaftliche Beobachtung
Um wissenschaftlich beobachten zu können, muss man die Methoden und Herangehensweisen vom journalistischen Beobachten unterscheiden. Welche Aspekte dabei besonders wichtig sind, zeigt der folgende Beitrag.
Welche Arten der Beobachtung gibt es?
Laut Friedrichs (1982) gibt es fünf Dimensionen, um mögliche Varianten der Beobachtung unterscheiden zu können. Dazu gehören:
- die verdeckte und offene Beobachtung
- die teilnehmende oder nicht-teilnehmende Beobachtung
- die Beobachtung nach einem systematischen oder unsystematischen Schema
- eine natürliche oder künstliche Beobachtungssituation und die
- die Selbst– oder Fremdbeobachtung.
Im folgenden Beitrag werden die verschiedenen Arten der Beobachtung an einem Beispiel erklärt.
Altmeppen, Klaus-Dieter (1999): Redaktionen als Koordinationszentren : Beobachtungen journalistischen Handelns. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Brosius, Hans-Bernd/Haas, Alexander/Koschel, Friederike (2012): Methoden der empirischen Kommunikationsforschung. Eine Einführung. 6., erweiterte und aktualisierte Auflage. Wiesbaden: Springer VS.
Diekmann, Andreas (2013): Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. 7. Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verl.
Friedrichs, Jürgen (1982): Methoden der empirischen Sozialforschung. 10. Auflage. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Gehrau, Volker (2002): Die Beobachtung in der Kommunikationswissenschaft. Methodische Ansätze und Beispielstudien. Konstanz: UVK Verl.-Ges.
Meier, Klaus (2002): Ressort, Sparte, Team. Wahrnehmungsstrukturen und Redaktionsorganisation im Zeitungsjournalismus. Konstanz : UVK-Verl.-Ges.
Quandt, Thorsten (2005): Journalisten im Netz. Eine Untersuchung journalistischen Handelns in Online-Redaktionen. Wiesbaden: Springer VS.
Scheufele, Bertram/Engelmann, Ines (2009): Empirische Kommunikationsforschung. Konstanz: UVK Verl.-Ges.