Weltbrücke Eichstätt

Hand in Hand

Was bedeutet es, ehre­namtlich im Fair­trade-Vere­in Eich­stätt tätig zu sein? Und was motiviert die Ehre­namtlichen dazu?

„Das neue Paket ist da!“, ruft Ange­li­ka Burghardt ihrer Kol­le­gin Gertrud zu. Sofort eilt sie, mit Lis­ten und Kugelschreiber bewaffnet her­bei, um ihrer Mitar­bei­t­erin zu helfen. Kisten voll mit Wein und Kaf­fee stapeln sich auf der kleinen Laden­fläche des Eich­stät­ter Fair­trade Ladens „Welt­brücke“. Gertrud kon­trol­liert, ob auch alle Bestel­lun­gen angekom­men sind. Eifrig hakt sie nacheinan­der ihre Liste ab.

Wal­traud ist 79 Jahre alt. Sie ist froh, im Eich­stät­ter Fair­trade-Laden eine Auf­gabe und eine Gemein­schaft gefun­den zu haben.

Es ist Mit­tagspause, doch die Pakete räu­men sich nicht von allein aus. Das ist nur eine der zahlre­ichen Auf­gaben, mit denen die Mitar­beit­er der Welt­brücke tagtäglich kon­fron­tiert sind.

Aber irgendw­er muss es machen: Ware bestellen, Regale auf­füllen, Kun­den berat­en, Schaufen­ster deko­ri­eren, Preiss­childer an die Pro­duk­te kleben, Aufk­lärungsar­beit leis­ten und dann wäre da auch noch die Büroar­beit. Derzeit küm­mern sich 25 ehre­namtliche Mit­glieder ver­schiede­nen Alters darum, ihre Kun­den mit Fair­trade-Pro­duk­ten aus aller Welt zu ver­sor­gen.

Doch die Moti­va­tion des Ehre­namts liegt woan­ders. Es geht um ein Bewusst­sein für die Armut und Aus­beu­tung in Entwick­lungslän­dern. Es geht um Nach­haltigkeit und es geht darum, anderen Men­schen ein besseres Leben zu ermöglichen.

Ange­li­ka ist seit 15 Jahren Mit­glied im Fair­trade­v­ere­in Eich­stätt. Seit eini­gen Jahren ist sie dort im Vor­stand. Zwis­chen 15 und 30 Arbeitsstun­den steckt sie wöchentlich in den Laden.

„Für mich ist das Mini­job, Ehre­namt und Hob­by zu gle­ich. Meine Moti­va­tion ist, dass irgen­dein Bauer mit seinem Lohn seine Kinder in eine Schule schick­en kann.“

— Ange­li­ka Burghardt -

Ange­li­ka war lange Zeit Kundin in der Welt­brücke, bis sie sich dazu entsch­ied, selb­st Mit­glied zu wer­den.

Es ist Mit­tagspause. Ange­li­ka sortiert die Glück­wun­schkarten.

Die Pro­duk­te der Welt­brücke stam­men aus den ver­schieden­sten Län­dern, von Kolumbi­en bis hin zu Indi­en und Ital­ien. Armut gibt es fast über­all. Fair­trade bedeutet vor allem faire Arbeits­be­din­gun­gen und eine faire Bezahlung der Klein­bauern.

Um in der Gesellschaft ein Bewusst­sein dafür zu schaf­fen, leis­tet die Welt­brücke Aufk­lärungsar­beit. Kindergärten und Schulk­lassen besuchen regelmäßig den Laden und ler­nen dort, was Fair­trade bedeutet. Zusät­zlich bieten Infoabende für Inter­essierte Auf­schluss über die Bedeu­tung von Nach­haltigkeit, gerecht­en Preisen und fair­er Arbeit.

„Man ver­sucht den Bauern in den Län­dern nicht mit Spenden, son­dern mit einem gerecht­en Gehalt zu helfen. Das ist nach­haltiger.“

- Gertrud Rud­ings­dor­fer -

Seit 42 Jahren gibt es den Laden in Eich­stätt. Was damals noch mit weni­gen Mitar­beit­ern und Pro­duk­ten startete, hat sich weit­er­en­twick­elt. Egal ob Nahrungsmit­tel, Klei­dung, Keramik oder Deko­ra­tion – mit­tler­weile find­et man so gut wie alles auf den 50qm der Welt­brücke.

Die Kun­den find­en im Laden täglich frisches Obst und Gemüse aus aller Welt.

Das Beson­dere ist: Heute engagieren sich Jung und Alt, Stu­den­ten genau­so wie Beruf­stätige und Rent­ner. Eine Kom­bi­na­tion, von der bei­de Seit­en prof­i­tieren.

“Seit­dem ich hier bin, kann ich viel bess­er mit dem Com­put­er umge­hen. Aber die Jün­geren prof­i­tieren genau­so von unserem Wis­sen und unseren Erfahrun­gen.“

Gertrud ist 63 Jahre alt und seit kurzem eben­falls Vor­standsmit­glied.

„Da bin ich! Wo kann ich helfen?“, ertönt es von der Ein­gangstür. Wal­traud betritt den Laden. Nun begin­nt auch ihre Schicht im Geschäft. Fröh­lich begrüßt sie ihre bei­den Kol­legin­nen. Wal­traud ist 79 Jahre alt. Sie engagiert sich schon ihr ganzes Leben ehre­namtlich und ist seit einem Jahr nun auch Mit­glied in der Welt­brücke.

Nach dem Tod von meinem Mann war da plöt­zlich eine Leere. Ich brauchte eine Auf­gabe. Hier füh­le ich mich gut aufge­hoben und ich habe soziale Kon­tak­te.“

- Wal­traud Phillip -

Ange­li­ka, Gertrud und Wal­traud pack­en zusam­men die restlichen Pakete aus. Die Mit­tagspause neigt sich dem Ende zu.

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Kaum hat der Laden wieder geöffnet, ste­hen auch schon die ersten Kun­den an der Kasse. Die Kundin kauft eine Schoko­lade.

Die so genan­nte “Eich­stätt-Schoko­lade” ist eines der beliebtesten Pro­duk­te der Welt­brücke.

Ange­li­ka schaut ihre Kol­legin­nen an und lächelt: „Es gibt hier keine Reibereien oder Stre­it­ereien, wir sind ein tolles Team!“

Eines wird deut­lich: Nur Hand in Hand kann dieses Ehre­namt funk­tion­ieren und nur Hand in Hand mit Bauern aus armen Län­dern kann die Welt ein biss­chen bess­er wer­den.