Einsatz im Heilig-Geist-Spital

Romy Diet­rich kommt zweimal im Monat im Heilig-Geist-Spi­tal in Eich­stätt vor­bei. Dann hat sie dann ihre Hündin Chip­sy dabei. Die bei­den besuchen zusam­men die Bewohner:innen um ihnen eine Freude zu machen. Nach einem ersten Plausch und einem Beschnüf­feln bei den Senior:innen, die sich im Ein­gangs­bere­ich zum Sin­gen zusam­menge­fun­den haben, arbeit­en Frauchen und Hündin sich von unten nach oben durch die drei Wohn­grup­pen, die im ersten bis drit­ten Stock des Haus­es unterge­bracht sind.

Hin­ter der ersten Tür wer­den sie direkt freudig emp­fan­gen. “Chip­sy geh her!”, ruft eine Dame, die im Roll­stuhl sitzt, “Na so eine Schöne”, säuselt eine andere. Chip­sy weiß vor lauter Men­schen zuerst gar nicht mehr wohin und läuft im Zick­za­ck zwis­chen den Bewohner­in­nen und Diet­rich hin und her.

Während ihre Hündin links und rechts Hände beschnüf­felt und Stre­ichelein­heit­en ein­sam­melt, führt Diet­rich Smalltalk. “Wer sind Sie denn? Ken­nen wir uns schon?” — “Die ist eine Mis­chung aus einem Gold­en Retriev­er und einem Pudel, das ist gut, weil die Pudel haaren nicht.” — “Ach Sie sind erst einge­zo­gen! Sind Sie denn gut angekom­men?” Dann verteilt sie eine Runde Hun­d­eleck­er­lies — die Chip­sy den Senior­in­nen mit großer Begeis­terung direkt wieder abn­immt — und es geht weit­er den Gang ent­lang.

Weit kom­men sie nicht. Direkt ein paar Meter weit­er guckt eine ältere Dame am Rol­la­tor Chip­sy beson­ders entzückt an und Diet­rich bleibt ste­hen.

Wenn Chip­sy jeman­den neuen ken­nen­lernt, wird die Per­son erst ein­mal aus­führlich beschnup­pert.

“Wollen Sie die Chip­sy mal stre­icheln?”, fragt sie die Senior­in, “Oder haben Sie Angst vor Hun­den?” “Ich? Neee, ich hat­te früher doch sel­ber mal einen!”, erwidert die Frau und krault Chip­sy hin­ter den Ohren. “Ach wirk­lich? Was für einen hat­ten Sie denn?”, antwortet Diet­rich und schon geht das näch­ste Gespräch los. Auf diese Weise bewe­gen sich Hund und Besitzerin im Sch­neck­en­tem­po durch die Sta­tion, von Roll­stuhl zu Rol­la­tor, von Sofa zu Ses­sel, bis jed­er ein­mal Chip­sys Kopf getätschelt und ihr ein Leck­er­lie zugesteckt hat.

Mit ihrem flauschi­gen Fell ist Chip­sy bei den Bewohner:innen im Pflege­heim sehr beliebt.

Eine Bewohner­in will Diet­rich im ersten Stock aber unbe­d­ingt noch besuchen. Die Tür zu ihrem Zim­mer ist mit Bildern von Hun­den bek­lebt und Diet­rich weiß, wie wichtig ihr die Tiere sind. Deshalb klopft sie und als sie keine Antwort hört, betritt sie das Zim­mer. Die Frau, die im Bett liegt, ist inzwis­chen schw­er dement. Sie spricht nicht, aber als Diet­rich

Chip­sy zu ihr aufs Bett hüpfen lässt, legt sie der Hündin direkt eine Hand auf den Rück­en. Diet­rich spricht ihrer Hündin gut zu, weil die ein biss­chen unruhig wird — schließlich ist ein Kranken­bett ein ungewöhn­lich­er Ort für ein so großes Tier wie sie.

Vor der Tür wartet ein alter Mann im Roll­stuhl und schielt inter­essiert ins Zim­mer. Als Diet­rich und Chip­sy sich von der Bewohner­in des Zim­mers ver­ab­schiedet haben, spricht Diet­rich auch ihn direkt an. Der Mann freut sich sichtlich über die Unter­hal­tung. Er ist neu ins Pflege­heim gezo­gen, eigentlich gefällt es ihm gut. “Aber so ein richtiges Gespräch mit den Leuten hier, das ist schw­er”, erzählt er. Also nimmt sich Diet­rich noch ein­mal richtig Zeit für ihn.

Danach geht es im zweit­en und danach im drit­ten Stock noch ein­mal von vorne los. Hund und Ehre­namtliche besuchen Men­schen in ihren Zim­mern, im Gemein­schaft­sraum und auf dem Flur. Zum Ende hin wird die Hündin müde, lässt sich leichter ablenken, nach ein­er Stunde ist bei ihr die Luft raus. Das ist aber auch in Ord­nung, denn Romy Diet­rich hat jeden getrof­fen, den sie besuchen wollte, und noch ein paar mehr. Im Auto bekommt Chip­sy eine Leck­mat­te mit Leber­wurst, sie hat heute einen guten Job gemacht. In zwei Wochen kom­men die bei­den wieder, um den Bewohner:innen aufs neue ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.